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Frühe Geschichte

Die Ursprünge der Lapidärie (Edelsteinschleiferei) reichen vermutlich bis ins Jahr 2.300 v. Chr. nach Indien zurück. In den Schriften dieser Zeit taucht erstmals der Begriff ‘manikyam’ auf, der so viel wie Kugel oder Perle bedeutet. Dies legt nahe, dass Edelsteine bereits damals zu Perlen verarbeitet wurden.

Auch in den antiken Zivilisationen Ägyptens, Griechenlands und Roms nutzten Lapidare grundlegende Techniken wie das Spalten und Schleifen, um Edelsteine zu formen. Diese frühen Verfahren, die sich bis ins 14. Jahrhundert hielten, waren äußerst mühsam und zeitaufwendig. Die Lapidare arbeiteten mit einfachen Werkzeugen wie Kupferscheiben, Schleif- und Polier-Pulvern. Durch das Schleifen wurde die raue Oberfläche der Edelsteine abgetragen, bis eine runde Form entstand – so wurde der Cabochonschliff entwickelt, der als älteste Schliffart der Geschichte gilt und noch heute verwendet wird.

 

Wendepunkt im 14. Jahrhundert

Ab dem frühen 14. Jahrhundert markierte die Erfindung der Diamantschleifscheibe eine Revolution in der Geschichte des Edelsteinschleifens. Diese Innovation ermöglichte präzise Schliffe, wodurch Edelsteine in einer Vielzahl von Formen bearbeitet werden konnten. Die Entstehung des sogenannten Facettenschliffs geht zurück auf die Bearbeitung von rohen Diamanten, welche schon in oktaedrischen Prismen an die Oberfläche gelangen. 

Mithilfe eines seitlich von der Drehscheibe montierten Holzbretts mit Löchern, dem Lochbrett, und eines Rundstabs aus Holz, dem sogenannten Kittstock, werden diese Facetten geschliffen. Der Kittstock wird je nach erforderlichem Winkel in die Löcher des Bretts gesteckt und bildet so die Facetten an der Ober- und Unterseite (auch Krone und Pavillon genannt) des Edelsteins. Einer der frühesten bekannten Schliffarten ist der Treppenschliff. Er etablierte sich durch die Bearbeitung von Smaragden, da er sich durch deren natürlich vorkommende Ecken als sinnvoll erwies. Daher wird er oft auch als Smaragdschliff bezeichnet. Weitere früh bekannte Schliffarten sind der Rosen- und Tafelschliff. Der Facettenschliff wurde schnell zur bevorzugten Methode für durchsichtige Edelsteine, während der Cabochonschliff bei undurchsichtigen Edelsteinen oder solchen mit wertmindernden Einschlüssen weiterhin beliebt blieb.


Ende des 14. Jahrhunderts entwickelte sich Idar-Oberstein, die Heimatstätte von gemhype, zum Zentrum der Edelsteinschleifkunst in Deutschland. Weitere Informationen zur Geschichte von Idar-Oberstein finden Sie in unserem Blogbeitrag: "Idar-Oberstein – Die Hauptstadt der Edelsteine".

 

Der Weg zur Moderne

Die Bearbeitung von Diamanten legte den Grundstein für den zeitlosen Brillantschliff, der erstmals im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert dank neuer Schleif- und Poliertechniken sowie Präzisionswerkzeugen realisiert wurde. Dieser entstand in mehreren Etappen, durch immer mehr zusätzliche Facetten, wodurch irgendwann die heutzutage gewohnte Brillanz erzeugt wurde.

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts modernisierte sich die Edelsteinbearbeitung durch den technologischen Fortschritt. Facettiermaschinen wurden entwickelt, die mithilfe eines sogenannten Quadranten erlauben, dass durch eine Digitalanzeige und ein mechanisches Rad, der Winkel zum Schleifen exakt eingestellt werden kann. Außerdem ermöglichen Methoden wie beispielsweise CAD (Computer Aided Design) heute eine höhere Präzision beim Schliff und reduzieren gleichzeitig Materialverlust. Trotz dieser Fortschritte bleibt auch heute noch die traditionelle Kunst des Schleifens mit Lochbrett und Kittstock erhalten.

 

Heutzutage gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Schliffbilder. Neuere Varianten wie der Fancy-Schliff, oder die Princess- und Herzform zeigen, dass sich die Kunst des Schleifens kontinuierlich weiterentwickelt. Der Kreativität der Schleifer sind dabei keine Grenzen gesetzt, was zur Entstehung zahlreicher einzigartiger Schliffbilder führt, die als Fantasieschliffe bezeichnet werden. Das Atelier Munsteiner in Idar-Oberstein gilt als Geburtsstätte dieses besonderen Schliffbildes in Deutschland.

 

 

Sie interessieren sich für das genaue Vorgehen beim Schleifen eines Edelsteins?

Lesen Sie unseren Blogbeitrag “Schleifprozess unserer Edelsteine bei HC Arnoldi”!

 

 

Quellen
Buch: Edelsteine und Schmucksteine, Autor: Walter Schumann, Auflage: 2020
editverse.com
fastercapital.com
schmuck-krone.de
klenota.de
gemsociety.org
adamneeley.com
indium.au
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